Viel Aufruhr am Planetenhimmel und in der Welt

Für Ende Juli/Anfang August haben viele Astrolog:innen mit Spannung auf die Mars-Rahu-Uranus Konjunktion in Widder hingewiesen. Um die Signifikanz dieser Konstellation etwas zu verdeutlichen, möchte ich zunächst die einzelnen Faktoren kurz beschreiben:

Mars ist der hitzige Planet, der für Energie, Mut und Zielgerichtetheit steht, aber auch für Frust, Wut und Aggression. Mars wandert innerhalb von zwei Jahren einmal durch den gesamten Tierkreis, also von Widder bis Fische. Daher wird er alle zwei Jahre ein paar Wochen im Widder verbringen. Wir sprechen dann davon, dass er in seinem eigenen Zeichen steht und besonders stark ist. Für alle anstrengenden Aktivitäten, die viel Mut, Kraft und Kampfgeist erfordern, ist dies eine gute Energie. Für alle friedlichen Themen und vor allem für das zwischenmenschliche Miteinander stellt es eine große Herausforderung dar. Oft genug ist die „Zündschnur kurz“ und es kommt schnell zu Auseinandersetzungen, verbaler oder anderer Art. Mars wird übrigens das siderische Widderzeichen am 11. August verlassen und dann bis Mitte März im Stierzeichen verweilen. Zwischendurch gibt es eine kurze Unterbrechung von ca. 4 Wochen, in der er sich im Zwillingszeichen aufhalten wird. Das kommt dadurch zustande, dass er in den nächsten Monaten rückläufig werden wird, genauer gesagt am 31. Oktober in 1 Grad Zwillinge. Das hat dann zur Folge, dass alle Menschen in dem Haus ihres Horoskops, in dem sich das Stierzeichen befindet, Mars zu Gast haben werden. Und Gäste sollte man, so haben wir es vermutlich alle gelernt, willkommen heißen und gut bewirten und behandeln. Was das im Einzelnen bedeuten kann und wie man sich mit Mars anfreunden kann, wird dann Thema eines weiteren Beitrages sein.

Der unberechenbare Rahu, dessen Aufgabe es ist, durch Aufruhr die nötigen Entwicklungsprozesse anzustoßen, gilt in der vedischen Astrologie als Mitherrscher von Wassermann und symbolisiert somit den Aufbruch ins Neue, das Abschneiden der alten Zöpfe, aber auch Unruhe, Unbeständigkeit und Provokation. Auch wenn für viele ein Aufbruch in etwas Neues verlockend ist, so geht er doch unweigerlich mit dem Aufgeben alter Sicherheit einher, was viele von uns erst einmal als verunsichernd oder gar bedrohlich erleben. Rahu befindet sich seit Mitte März 2022 im Widderzeichen und bleibt dort bis Herbst 2023. Er braucht ca. 18,5 Jahre für eine Tour durch den Tierkreis und trifft ca. alle 16 bis 18 Monate mit Mars zusammen. Da er sich ja gerade im Mars-Regierten Widder aufhält, gilt auch seine Energie als besonders hitzig und feurig. Treffen nun Mars und Rahu zusammen, so können wir mit einem hohen Maß an unberechenbarer, feuriger Energie rechnen. Diese kann sich beispielsweise in Aufständen, Streiks oder Blockaden zeigen, sofern wir sie auf der politischen Ebene ansiedeln. Auch kriegerische Handlungen können angefeuert werden. Aber auch Brände, Erdbeben und sogar Vulkanausbrüche haben eine größere destruktive Wirkung als zu anderen Zeiten.

Uranus, einer der Transsaturnier, fügt nun noch jede Menge „Sprengstoff“ hinzu. Obwohl in der indischen Astrologie die drei Transsaturnier Uranus, Neptun und Pluto traditionell nicht einbezogen werden, scheint es sehr sinnvoll zu sein, sie auf der mundanen Ebene, also der Ebene für kollektive Ereignisse und Entwicklungen, zu integrieren. Durch ihre langsame Reise durch den Tierkreis (Uranus braucht 84 Jahre), zeigen sie eher die Themen von Generationen als von Individuen an. Und meine vergleichenden Beobachtungen in den letzten fast 30 Jahren haben gezeigt, dass die „großen“ Weltereignisse durch die Einbeziehung der äußeren Planeten, wie sie auch gerne genannt werden, viel klarer zu erkennen sind. Die reine Konjunktion vom Mars und Rahu hätte weniger langfristige Bedeutung ohne das Mitwirken von Uranus. Seine astrologische Symbolik ist übrigens der des Rahu sehr ähnlich, so dass man bei einem Zusammentreffen von Rahu und Uranus auch von einer doppelten Rebellion gegen das Bestehende sprechen kann. Bedenkt man, das Rahu und Uranus bereits seit Mitte März im feurigen, impulsgebenden Widderzeichen stehen, so dürfte es kaum verwundern, dass gerade weltweit viele Führungspersönlichkeiten abgesetzt werden oder selbst aufgeben. In Italien und Großbritannien haben sich Machtwechsel angebahnt, der französische Präsident sitzt auf einem eher wackligen Stuhl und so weiter. Auch das britische Königshaus, vermutlich die wichtigste Monarchie in Europa, hat durch jüngste Skandale eine Schwächung erlitten. Das ist sicherlich eine Ebene, wie sich das Zusammentreffen der beiden nach Veränderung und Entwicklung trachtenden astrologischen Faktoren zeigt. Ich spreche übrigens bei Rahu nicht gerne von einem Planeten, da es sich ja um einen astronomisch ermittelten Schnittpunkt handelt, der in der westlichen Astrologie als der nördliche Mondknoten bezeichnet wird. Er hat keine Masse und ist unsichtbar und wird in Indien gerne als „Chayagraha“, also als Schattenplanet, bezeichnet.

Wir Astrolog:innen wissen, dass alle astronomischen Phänomene, die wir astrologisch deuten, vor dem jeweiligen Hintergrund des aktuellen Geschehens verstanden werden wollen. Wir befinden uns also im Sommer 2022, einem Sommer, von dem wir uns erhofft haben, dass er uns in die Prä-Covid Realität zurückversetzen würde. Stattdessen sind wir konfrontiert mit kriegerischen Handlungen, die weiterverbreitet und näher sind, als wir sie bisher erlebt haben. Europa wird von Hitze (Widder, Feuer) und Dürre in einem bisher nicht gekannten Maße heimgesucht. In Island ist wieder ein Vulkan ausgebrochen und es gab innerhalb einer Woche mehr als 1000 Erdstöße (laut Radio-Nachrichten). Preissteigerungen, die keine/r von uns für möglich gehalten hätten, zwingen uns zum Umdenken, katapultieren uns aus unserer Sicherheitszone. Die „Comfort-zone“ haben viele von uns ja bereits 2020 verlassen. Das schwindende Vertrauen in Regierungen und die zunehmende Spaltung der Gesellschaften haben ja bereits seitdem ihre Wirkung entfaltet.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Mars-Rahu-Uranus Konjunktion eine Art Katalysator für weitere Umbrüche sein wird. Auch wenn bislang große dramatische Einzelereignisse ausgeblieben sind, wird diese Konjunktion ihre Saat gelegt haben und wir sollten uns eher mit der positiven Aufzucht des neuen Keims beschäftigen, als uns in uns zurückzuziehen oder in die Abwehr zu gehen. Und Ereignisse, die in Synchronizität mit der jeweiligen Zeitqualität geschehen, sollten wir besondere Beachtung schenken: Dass Nancy Pelosi, eine wichtige amerikanische Politikerin, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt nach Taiwan reist, ist sehr spannend. Hier sind die Wirkungen der beiden rebellischen Grahas Rahu und Uranus deutlich spürbar und werden uns auch entsprechend noch lange beschäftigen.

Wenn so viele Zeichen auf Erneuerung stehen, sollten wir uns fragen, was bei uns persönlich einer Veränderung und Erneuerung bedarf. Wo haben wir uns zu gemütlich eingerichtet in Strukturen, von den wir im Grunde genommen wissen, dass sie unseren heutigen Werten nicht mehr entsprechen und in denen wir aus Gründen der Gewohnheit und Bequemlichkeit dennoch verharren? Wie sieht unser persönlicher Aufbruch aus? Und wovon können und dürfen wir uns im Zuge dessen (endlich) befreien, freier werden?

Halten wir uns vor Augen, dass Uranus Ende August rückläufig wird und die Entfernung zwischen Rahu und Uranus nur langsam größer wird, so können wir davon ausgehen, dass diese Energie noch bis in den Herbst hinein wirksam bleiben wird. Das gibt uns viel Gelegenheit, uns den zum Teil auch hervortretenden Ängsten zu stellen, die mit diesen vielen Veränderungen zutage treten werden. Da hilft nur, im Hier-und-Jetzt, also in diesem Moment zu verweilen. Denn wer in der Vergangenheit ist, der erleidet Illusionen oder Schmerzen und wer in die Zukunft geht, wird vermutlich von noch mehr Ängsten heimgesucht werden. Ganz hier zu sein und uns selbst daran zu erinnern, dass Krisen uns helfen können, uns dem Sinn unserer irdischen Existenz bewusster zu werden, wäre eine sehr positive Nutzung dieser herausfordernden Energien. So können die revolutionären Energien bei denen, die bereit sind, sich aus den dunklen Strukturen des Kali-Yugas heraus zu entwickeln, als wahre Katalysatoren dienen. Wahre Freiheit muss uns niemand geben und kann uns niemand nehmen.