18 Grad Stier bzw. 24 Grad Widder

In meinem letzten Beitrag habe ich über die Konjunktion von Uranus/Mars/Rahu auf der mundanen Ebene gesprochen: Ich habe sie als brisant und explosiv beschrieben und habe diese Aussage auf das Weltgeschehen bezogen. Dann erreichte mich eine Mail von einer langjährigen Klientin mit der Frage, was denn gerade in 18 Grad Stier los sei bzw. wo das denn ihrem Horoskop angesiedelt sei. Mir wurde durch diese Email klar, dass trotz meines Hinweises zu Beginn der Erstberatung offensichtlich doch Klientinnen und Klienten sich nicht unbedingt darüber im Klaren sind, dass der siderische Tierkreis, auf der Basis dessen das vedische Horoskop ja berechnet wird, um ca. 24 Grad hinter den tropischen Planetenstellungen liegt. Den Klientinnen und Klienten kommt es ja im Allgemeinen auf die Aussagen an und nicht darauf, wie diese zustande kommen. Auch wenn wir Astrolog:innen immer wieder mal  „Ihre Sonne im Löwen“ erwähnen, sprechen die Klient:innen manchmal doch wieder von sich als „einer Jungfrau“.

Der Wirbel, der also um die 18 Grad Stier in westlich-astrologischen Portalen gemacht wird, bezieht sich demnach auf die Uranus/Mars/Mondknoten (Rahu) Konjunktion Ende Juli/Anfang August 2022. Diese findet im tropischen Tierkreis in 18 Stier und im siderischen Tierkreis in 24 Widder statt, also 24 Grad voneinander entfernt. Das entspricht ziemlich genau der aktuellen Differenz zwischen beiden Tierkreisen. Und die westlichen Kolleg:innen haben dann noch betont, dass Uranus rückläufig ist und dann zwischen 14 und 18 Stier seine Wirkung zeigen wird. Übersetzt auf unseren siderischen Tierkreis bedeutet das, dass alle Menschen, die zwischen 20 und 24 Widder oder Waage (sekundär auch nach 2o bis 24 Krebs und Steinbock) Planeten oder den Aszendenten haben, diese aufwühlenden Energien von Uranus besonders zu spüren bekommen in den nächsten Monaten. Diese Menschen, so würde ich das auch deuten, werden Instabilität und Umbrüche erleben. Plötzliche Ereignisse können ihnen entweder interessante neue Perspektiven eröffnen oder sie mal eben aus der Comfortzone heraus katapultieren. Das kann sich dann in verschiedenen Lebensgebieten abspielen, je nach dem, in welchem Haus Widder steht. Im 7. Haus kann es die Partnerschaft betreffen, im 5. die Kinder und im 10. Haus den Beruf oder die öffentliche Stellung.

So weit, so gut. Würde ich die Transsaturnier wie Uranus, Pluto und Neptun auf persönliche Horoskope beziehen, dann wäre das meine Deutung. Ich bleibe bei diesen Transsaturniern aber immer auf der mundanen oder kollektiven Ebene, da ich davon überzeugt bin, dass die 7 Grahas (Planeten) und 2 Chayagrahas (die beiden Mondknoten) die persönlichen Herausforderungen und Wachstumsaufgaben eines Individuums wunderbar abbilden und noch dazu die karmische Dimension immer eingebunden ist. Und alle Menschen, die den Mond, Lagna oder andere Planeten in Widder haben, erleben seit diesem Frühjahr bis Ende 2023 den Rahu-Übergang über diese Planeten oder den Lagna. Das ist immer eine turbulente Phase, den Rahus Energie ist ebenfalls sehr plötzlich, unberechenbar und zielt darauf ab, den Menschen in neue Erfahrungen zu schicken. Damit Wachstum stattfinden kann. Damit die eigenen karmisch bedingten Themen ins Rollen kommen und wir uns entsprechend bewähren können. Damit wir zeigen können, um wieviel wir in den letzten 18,5 Jahren gewachsen sind.

Hinzu kommt, das habe ich meiner Klientin auch erklärt, dass für die westlichen Kolleg:innen die sogenannten Transite, also die aktuellen Übergänge der Planeten über eigene Planeten im Geburtshoroskop, das wichtigste oder manchmal sogar das einzige Prognoseinstrument sind. Sie bekommen daher natürlich sehr viel Gewicht und Bedeutung.

In der indischen Astrologie haben wir hingegen ein Prognoseinstrument, das die Transite dominiert, das als ca. doppelt so bedeutend eingestuft werden kann. Das sind die sog. Dashas, die planetaren Zyklen, die unsere wichtigsten Gradmesser für die Qualität des jeweiligen Lebensabschnitts darstellen. Sie bereiten den Boden auf dem die Transite dann als Auslöser wirken können.

Eben diese Dasha-Zyklen waren vor mehr als 20 Jahren für mich der Hauptgrund. mich der vedischen Astrologie zuzuwenden. Denn nur durch dieses Prognoseinstrument sah ich mich in der Lage, verlässliche Prognosen zu formulieren. Allein auf der Basis der Transite war mir vieles zu vage.

Kein Wunder also, dass manchmal die aktuell zur Diskussion stehenden Themen unterschiedlicher Natur sind.

Wer etwas mehr über die beiden unterschiedlichen Tierkreise wissen möchte, kann sie dieses Video anschauen: